15.12.2011

Italien vor Deutschland

Wahrscheinlich liegt Italien 2011 mit bis zu 6,9 GW vor Deutschland (rund 5,9 GW) im Zubau.

Photovoltaik-Marktforschung: Italien überholt Deutschland und wird dieses Jahr mit bis zu 6,9 Gigawatt Zubau Weltmarktführer

Nach zwei Jahren an der Spitze verliert Deutschland wahrscheinlich seine Stellung als Photovoltaik-Weltmarktführer und rutscht auf Platz zwei nach dem bisherigen Zweitplatzierten Italien. Das ergab ein Photovoltaik-Marktbericht des Markforschungs-Unternehmens IHS (El Segundo, Kalifornien, USA).

Der Photovoltaik-Zubau in Deutschland sinkt 2011 voraussichtlich auf 5,9 GW; Das sind 20 % weniger als letztes Jahr (7,4 GW). Italien wird 2011 bis zu 6,9 GW zubauen, fast doppelt so viel wie 2010 (3,6 GW).

Förderpolitik macht Italien zum Spitzenreiter im Photovoltaik-Markt

„Der Markt in Deutschland wurde von privaten und institutionellen Anlegern angetrieben, die grüne Initiativen und nachhaltige Finanzierung unterstützen. Daher lag das Land beim Photovoltaik-Zubau seit 2009 weltweit ganz vorne“, sagte Dr. Henning Wicht, Direktor und Photovoltaik-Chefanalyst bei IHS.

„Der Zubau in Deutschland riss jedoch im ersten Halbjahr 2011 ab. Obwohl sich der Markt im zweiten Halbjahr erholte, war der Zubau nicht ausreichend, um ein Wachstum bezogen auf das ganze Jahr zu bewirken. Inzwischen haben attraktive Förderprogramme der italienischen Regierung die Zubauzahlen in Italien massiv in die Höhe getrieben und das Land an die Weltspitze gebracht.“

„Mini-Boom“ in Deutschland seit Juni

Der Photovoltaik-Zubau in Deutschland im ersten Halbjahr 2011 betrug nur 1,7 GW – weniger als ein Drittel des Zubaus im Gesamtjahr. Hohe Modulpreise zu Jahresbeginn ließen Käufer zögern, bis die Kosten sanken.

Die Bundesnetzagentur meldete 2,3 GW Zubau zwischen Juni und September. Die ursprünglichen Schätzungen von IHS lagen bei 2,2 GW. Einen "Mini-Boom" schaffte Deutschland auch im Oktober, November und Dezember aufgrund niedrigerer Systemkosten und weil die deutsche Solarstrom-Einspeisevergütung zum Januar 2012 gekürzt wird.

Zubau in Italien im dritten und vierten Quartal wird auf 2 GW geschätzt

Italien hat dieses Jahr aufgrund attraktiver Einspeisevergütungen und neuer staatlicher Förderprogramme mehr neue Photovoltaik-Leistung installiert als jedes andere Land. Nach einem bescheidenen zweiten Quartal steigt der Zubau im dritten und vierten Quartal voraussichtlich auf 2 Gigawatt. Damit wird Italien dieses Jahr Photovoltaik-Marktführer.

Weltweiter Zubau erreicht 23,8 GW

Nach den beiden europäischen Marktführern folgen die USA an dritter Stelle mit 2,7 GW Zubau, China auf Rang vier (1,7 GW), dann Japan (1,3 GW) und Frankreich (rund 1 GW).

Der weitweite Zubau wird insgesamt 23,8 GW erreichen; das sind gut 34 % mehr als letztes Jahr (17,7 GW).

Photovoltaik-Preise sinken im heftigen Wettbewerb

Obwohl dieses Jahr weltweit noch mehr Solarstrom-Anlagen gebaut wurden als bisher, gehen die Preise für Komponenten in der solaren Wertschöpfungskette zurück, von Wafern bis zu den fertigen Modulen. Im dritten Quartal wurden beispielsweise in Deutschland große Photovoltaik-Anlagen für 1,60 Euro pro Watt angeboten (vorher 1,80 Euro je Watt); die Systempreise für private PV-Aufdachanlagen gingen von 2,20 Euro auf 1,90 Euro je Watt zurück.

Die nicht so gut aufgestellten Anbieter mussten laut IHS in Deutschland oft zu Kampfpreisen verkaufen, so dass die Modulpreise auf 0,68 Euro pro Watt sanken.

Die schwache Nachfrage in Europa wird 2012 voraussichtlich zu weiteren Preiskämpfen führen. Laut IHS werden Solarmodulpreise im März bei 0,65 Euro pro Watt liegen.

Der Preiswettbewerb findet in erster Linie bei Solarmodulen und Polysilizium statt. Die Spotmarktpreise für Polysilizium fielen Anfang November bereits unter 30 US-Dollar (rund 23 Euro) je Kilogramm. Bis März/April können sie aufgrund der schwindenden Nachfrage auf 20 US-Dollar (rund 15 Euro) zurückgehen. Die Modulpreise hängen indessen von den Produktionskosten ab. Da die Kosten für Silizium schnell sinken, ist der Weg für die Herstellung billigerer Module bereitet.

Unternehmen stehen stark unter Druck

Aufgrund des starken Wettbewerbs und des momentanen Überangebots werden die Bruttogewinnspannen bei der Modulherstellung im einstelligen Bereich liegen.

Selbst die Branchenführer werden es nicht schaffen, dem Druck zu entkommen. Die Unternehmen müssen intelligente Wirtschaftspläne aufstellen, um die Krise zu bewältigen, sagt IHS. So habe erst kürzlich der amerikanische Hersteller First Solar Inc. die Inbetriebnahme einer Modulfabrik in Vietnam verschoben. Auch andere Hersteller müssen hervorragende Leistungen erbringen und ihre Produktion ohne Zusatzkosten steigern, um weiterhin wirtschaftlich zu bleiben.

Anlagenpreise stabilisieren sich im vierten Quartal; weltweite Nachfrage zieht im April 2012 an

Das Gesamtbild könnte sich jedoch schon bald verbessern: Die Anlagenpreise stabilisieren sich im vierten Quartal voraussichtlich bei 1,50 Euro pro Watt für Freiflächenanlagen und 1,80 Euro je Watt bei Aufdachanlagen. Das liege an steigenden Auftragszahlen.

Auch die weltweite Nachfrage werde im April 2012 wieder anziehen, hauptsächlich auf Grund der Nachfrage in Europa, lokaler Förderprogramme in China und des Entstehens neuer Märkte wie Indien.

Zur Jahresmitte 2012 könnte sich ein gesünderes Geschäftsklima für die Photovoltaik-Industrie einstellen – aber nur, wenn die Nachfrage als Reaktion auf die niedrigeren Systempreise wieder steigt, erklärt IHS.

Mehr unter: PV Demand and Installation Surge in Q4, Consuming Inventory

Quelle: SolarServer
Link: http://www.solarserver.de/solar-magazin/nachrichten/aktuelles/2011/kw50/photovoltaik-marktforschung-italien-ueberholt-deutschland-und-wird-dieses-jahr-mit-bis-zu-69-gigawatt-zubau-weltmarktfuehrer.html

Links zum Artikel