28.10.2013

Ausbildung zum VdS-anerkannten Sachverständigen

Die Versicherungswirtschaft stellt Richtlinien für die Anforderungen an Gutachter im Bereich Photovoltaik auf.

Neue Gutachter für die Photovoltaik

Die Versicherungswirtschaft hat sich eigene Richtlinien für die Anforderungen an Gutachter gegeben. Im November läuft das erste Seminar zur Ausbildung von VdS-anerkannten Sachverständigen für Photovoltaikanlagen an. Es richtet sich an Elektrofachkräfte und ist schon ausgebucht.

Sachverständige für Photovoltaik haben seit Jahren alle Hände voll zu tun. Das liegt zunächst an der zunehmenden Zahl von Streitfällen zwischen den Anlagenbetreibern und den Errichtern und Herstellern, die vor Gericht landen, aber auch an der Tatsache, dass viele Photovoltaikanlagen in den vergangenen Jahren mit Mängeln errichtet wurden. Empirische Untersuchungen darüber gibt es bislang nur für große Kraftwerke. So hat der TÜV Rheinland in einer in diesem Jahr erschienenen Studie festgestellt, dass ein Fünftel der von dem Prüfinstitut abgenommenen Anlagen gravierende Mängel aufwies. Wie es bei kleineren Hausdachanlagen aussieht, darüber gibt es nur Spekulationen. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie geht davon aus, dass 10 bis 20 Prozent der Anlagen fehlerhaft installiert sind. Einige Gutachter halten dies sogar für niedrig geschätzt. Auch die Versicherer weisen hinter vorgehaltener Hand seit mehreren Jahren auf steigende Schadensquoten aufgrund von Installationsmängeln hin. Manches Unternehmen wie die Mannheimer Versicherung gewährt daher nur dann Schutz, wenn ein von ihnen anerkanntes Unternehmen installiert hat.

Engpass an Gutachtern

Die Nachfrage nach Sachverständigen für Photovoltaikanlagen übersteigt das Angebot bei Weitem.. Dass der Engpass bislang nicht behoben ist, liegt an den schwierigen Zertifizierungswegen. Ein Sachverständiger kann natürlich als freier Gutachter arbeiten. Dann haben seine Auftraggeber aber keinen unabhängigen Nachweis seiner Qualifikation und er erhält auch keine Aufträge von Gerichten. Diese gehen vornehmlich an die von den Industrie- und Handelskammern (IHK) öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen. Dieser Abschluss genießt bis heute den besten Ruf in der Branche. Im Bereich „Photovoltaische Anlagentechnik“ gibt es derzeit gerade einmal elf von einer IHK zertifizierte Gutachter. Zwischen dem Stellen des Antrags, der fachlichen Prüfung und anschließenden tatsächlichen Bestellung sind im Falle von manchen dieser elf Sachverständigen rund zwei Jahre vergangen.

Wesentlich schneller gelangt ein Bewerber zur Zertifizierung durch die TÜV Rheinland Akademie, die vor drei Jahren begann, Sachverständige für Photovoltaik auszubilden. Rund 2.800 Euro kostet die Schulung. Voraussetzung sind Berufserfahrung im Solarhandwerk und eine handwerkliche oder technische Ausbildung. Wie viele Teilnehmer die Prüfung bestanden haben, wird nicht bekannt gegeben. Es müssen aber mehrere Dutzend sein. Behoben wurde der Mangel an Sachverständigen mit der TÜV-Ausbildung nicht – auch, weil das Zertifikat einen schlechten Ruf hat.

Versicherungswirtschaft ernennt PV-Sachverständige künftig selbst

Eine eigene Lösung hat die Versicherungswirtschaft für sich gefunden. Seit jeher zertifiziert die VdS Schadenverhütung GmbH Sachverständige und empfiehlt diese damit den Versicherungen als Gutachter. Für die Photovoltaik gab es bislang keine Richtlinien, sondern lediglich für die Themen „elektromagnetische Verträglichkeit“ und „Blitz- und Überspannungsschutz“. Künftig soll es nun auch „VdS-anerkannte Sachverständige für Photovoltaikanlagen“ geben. Dazu hat die VdS im vergangenen Monat zwei Normen erlassen, die VdS 3176 und die VdS 3174. Letztgenannte regelt das Verfahren zur Zertifizierung. Bewerben dürfen sich demnach Elektrofachkräfte gemäß VDE 1000-10, die über mindestens drei Jahre Berufserfahrung verfügen und hauptberuflich Photovoltaikanlagen errichten, planen oder prüfen. Zusätzlich ist eine Weiterbildung mitsamt Prüfung zu absolvieren. Inhalt und Ablauf der Prüfung regelt die VdS 3176.

Ausgerichtet wird diese vom Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik e.V. (BfE) in Oldenburg. Drei Seminare zum Preis von insgesamt 1.575 Euro müssen die Teilnehmer durchlaufen, ehe sie die Prüfung ablegen können. Die Aufgaben müssen zu 70 Prozent richtig gelöst sein, dann erteilt die VdS die Zertifizierung. Natürlich ist es auch möglich, die Seminare zu besuchen, ohne eine Prüfung anzustreben. Es bestehe der Wunsch bei Interessenten, einzelne Schulungsteile als reine Weiterbildung zu absolvieren, erklärt Reinhard Soboll, Bereichsleiter Elektrotechnik und Arbeitssicherheit am BfE, der die Seminarreihe mitentwickelt hat. Voraussetzung für die Teilnahme ist wiederum für jedes Seminar – auch wenn keine Prüfung angestrebt wird -, dass der Einzelne Elektrofachkraft ist.

Erstes Seminar ausgebucht, weitere in Planung

Das erste Seminar richtet das BfE Ende November aus. Alle 18 Plätze sind bereits besetzt und weitere Interessenten befinden sich auf einer Warteliste. Unter den Interessenten seien auch öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige. Aufgrund der starken Nachfrage will die Einrichtung Anfang 2014 einen zweiten Zyklus und voraussichtlich im Herbst 2014 einen dritten organisieren. Teil 1 der Seminarreihe umfasst drei Tage. Behandelt werden Aufbau, Eigenschaften und Funktionsweise von Solarzellen, Wechselrichtern und Energiespeichern, Blitz- und Überspannungsschutz und was es beim Anschluss ans Niederspannungsnetz zu beachten gibt. In Teil 2 geht es wiederum drei Tage lang um die Planung, Wartung und Prüfung von Photovoltaikanlagen. Dem Sachverständigenwesen widmet sich der dritte Teil, der nur einen Tag dauert. Bei den Referenten handelt es sich um Sven Bonhagen von BfE, Herbert Schmolke von der VdS sowie um Gutachter, Versicherungsvertreter und einen Thermografie-Experten, deren Namen noch nicht verraten wurden. Breiten Raum nehmen in den Schulungen praktische Inhalte ein. Die Teilnehmer werden mit verschiedenen Kennlinienmessgeräten, Thermografiekameras oder Volt- und Amperemetern messen und Protokolle erstellen.

Erste Prüfungen können im Februar 2014 abgelegt werden. Die Teilnahme kostet noch einmal 265 Euro. Wer besteht und zertifiziert wird, darf auf Aufträge der Versicherungen hoffen. Diese sind frei in der Wahl von Sachverständigen, aber sie richten sich häufig nach den Empfehlungen der VdS. Ines Rutschmann

Quelle: Solar-Professionell
Link: http://www.solar-professionell.de/artikel/neue-gutachter-fuer-photovoltaik.html